Gärten des Jahres 2024 – eine Buchbesprechung

Liebe Gartenenthusiasten,

der  Callwey Verlag hat mit seinen „Gärten des Jahres 2024“ wieder ein opulentes Werk herausgegeben, für dessen  Lektüre man sich viel Zeit nehmen sollte. Schließlich werden 50 Gartenprojekte vorgestellt, die eine kompetente Jury zu den Gärten des Jahres 2024 gekürt hat. Die Jury setzte sich aus sechs Expertinnen und Experten zusammen, die im Buch in kurzen Statements beschreiben, welche Gesichtspunkte bei der Auswahl eine Rolle gespielt haben.

Was mir schon beim ersten Durchblättern aufgefallen ist, die Gärten sind naturnaher geworden, weniger Stein und Beton, weniger Rasenflächen, dafür mehr Bäume, Sträucher und Stauden, oft sehr natürlich angeordnet. Dazu passt das lesenswerte Vorwort von Nico Wissing, der in der Branche als grüner Visionär gilt. Zusammen mit Constanze Neubauer, die auch Jurymitglied war,  bildet er das Autorenteam.

Wissing findet Maulwürfe im Garten genauso akzeptabel wie Gänseblümchen im Rasen und wirbt für ökologische Landschaftsgestaltung und einen lebendigen Garten. Ebenso ist er kein Freund von überdimensionierten Terrassen und Ausstattungen, die „weit weg“ vom Ökosystem sind. Constanze Neubauer betont in ihrem Statement den Wert alter Bäume und hofft, dass diese bei der Planung nicht mehr als im Weg stehend empfunden werden. Sie lobt, dass junge Gartengestalter und -Planer ökologische Gesichtspunkte bei ihren Arbeiten mit einbeziehen.

Ein gutes Beispiel ist gleich der 1. Platz der Gärten des Jahres, ein Garten in Velen, NRW, bei dem eine alte Blutbuche im Mittelpunkt der Planung stand. Eine Anerkennung erhielt auch ein Upcycling-Landhausgarten, den ein junger Gartendesigner schon während seines Studiums geplant hat. Gleichzeitig unterstützte er  den Bauherrn bei der Umsetzung seiner Ideen. Er setzte bei der Gestaltung eines alten Bauernhofes zwischen Rheinland und Münsterland gebrauchte Materialien ein und integrierte die alten Bäume und Gebäude in sein Projekt.  Jurymitglied Thomas Banzhaf nennt den entstandenen Garten ein Plädoyer für Nachhaltigkeit und lobt das Upcycling gebrauchter Materialien. Ausgewählt wurden auch Gärten, die sich vortrefflich in die umliegende Landschaft einfügen sowie Gärten, die – entgegen dem Trend –  nicht abgeholzt und oder mit so vielen Häusern wie möglich bebaut wurden.  „Staudenwildnis statt Rasenmonotonie“ oder „Baumkulisse für Schattengärten“ sind nur einige Beschreibungen der Gärten.

Ein wunderschöner Gräser- und Staudengarten ganz ohne Rasen entstand an der Ostsee in Schleswig Holstein. Er fällt durch seine farbenfrohe Gestaltung auf. David Arican – bekannt aus den Medien – schuf einen lebendigen Familiengarten und griff  dabei weitestgehend auf vorhandene Materialien zurück. In Regensburg in Bayern gestaltete sich ein Gartenplaner einen lebensnahen Garten, der lt. Jury den Klimawandel berücksichtigt, ökologisch wertvoll und ästhetisch ansprechend ist. Besonders beeindruckt hat mich ein Schaugarten auf der Gartenschau in Balingen/ Baden-Württemberg, der so gar nicht dem deutschen Standardgarten entspricht. Mit seiner fantasievollen Gestaltung, einem Baumhaus aus altem Bauholz und vielen Bäumen, Wildsträuchern und Blühpflanzen lässt der Garten auch Kinderherzen höher schlagen.

Ein Garten ohne Begrenzung fügt sich im Münsterland in NRW wunderbar in die Landschaft ein, in Dresden legte Max Georgi besonderen Wert auf den Erhalt alter Bäume und einen Garten für Freunde der französischen Lebensart legte Alexandra Lehne an. Sehenswert ist auch ein Dachgarten zwischen Beton, Stahl und Glas in Bonn oder ein eleganter Garten, der aus einem Hinterhof in Hamburg entstanden ist.

Für die „Lösungen des Jahres“ wählte die Jury Gartensaunen, ein Pflanzgefäß aus Holz, Tiny Häuser oder Outdoor Betonmöbel aus.

Dieses Buch mit fünfzig Gartenporträts ist mit seinen ausführlichen Beschreibungen, Gartenplänen und beeindruckenden Fotos informativ, inspirierend und schön anzusehen. Die vorgestellten Gärten sind genauso unterschiedlich und einzigartig wie ihre Besitzer und Gestalter. Wenn man auch keinen Garten kopieren kann, lassen sich viele Ideen auch im eigenen Garten anwenden. Es hat mich besonders gefreut zu sehen, wie schön sich naturnahe Gärten in die Landschaft einfügen und ihre Besitzer glücklich machen. 

Ich wünsche euch eine wunderbare Gartenzeit!

Herzlichst

Gisela Tanner

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