Das Buch Gärten des Jahres (2016) vom Callwey-Verlag ist nicht nur optisch ein Schwergewicht (24 x 3,2 x 30,7 cm), sondern auch inhaltlich. Schließlich werden die 50 schönsten Privatgärten im deutschsprachigen Raum vorgestellt. Welche dazu gehören, darüber hat eine sechsköpfige Jury entschieden, darunter die Präsidenten des DGGL und BGL, das Präsidium des BDLA, die Chefredakteurin von „Mein schöner Garten“ und Autorin Konstanze Neubauer selbst. Die Juroren hatten die „Qual der Wahl“ aus 150 Gartenprojekten, die von den Gestaltern eingereicht wurden. Co-Autor Cassian Schmidt informiert in einem Vorwort, dass ca. 36 Millionen Deutsche einen Garten besitzen oder bewirtschaften. Das ist eine beeindruckende Zahl in Relation zur Gesamtbevölkerung und spiegelt die Bedeutung dieses Lebensraums wider.
Ich habe mir Zeit genommen dieses Buch kennenzulernen, vom ersten Durchblättern bis zum Vertiefen in die Fotos und Beschreibungen. Die vorgestellten Gärten sind alle von „Profis“ gestaltet, meistens im Kontext zu einem Wohnhaus, das neu erbaut wurde. Aber auch Gärten rund um historische Häuser oder Stadtvillen sind zu sehen. Die Autoren betonen, dass viele der Gartenprojekte der Öffentlichkeit sonst verborgen bleiben. So bietet das Buch exklusive Einblicke in private Refugien. Gärten gestalten, ohne die Bauherren zu bevormunden, das sei die Aufgabe des Gartenarchitekten. Im Buch werden aber auch Beispiele gezeigt, wie Garten- und Landschaftsbauer sehr erfolgreich Planung und Landschaftsbau in einer Hand übernommen haben. Cassian Schmidt bricht eine Lanze für sparsame Verwendung von Materialien und eine Beschränkung der Stilmittel auf das Wesentliche.
In sechs Gartenstile teilen die Autoren die vorgestellten Gärten ein, darunter Cottage-Gärten, formale Gärten, minimalistische Gärten, moderne architektonische Gärten, naturalistisch-landschaftliche Gärten und intime Gartenhöfe.
Hausgarten des Jahres wurde ein Garten in Erlangen, in dem das Büro „Orel + Heinrich Landschaftsarchitekten“ eine üppige Beetgestaltung mit strenger Architektur und klarer Raumgestaltung verbunden hat. Wie auch bei den die weiteren ausgezeichneten Gärten geben Grundriss, teils doppelseitige Fotos, wichtige Zahlen und eine Beschreibung einen Einblick in den Garten. Sehenswert ist auch ein Refugium am Starnberger See, in dem der Natur wieder mehr Platz überlassen wurde. Ein Garten in Bad Zwischenahn zeigt, wie sich Baumgestalten wie gemalt in die Landschaft einfügen.
Wer moderne Gärten mag, kann sich sicher für den „schwebenden Terassengarten“ in Augsburg begeistern, gestaltet von Landschaftsarchitektin Manuela Wolff. Ein Garten Über den Dächern der Stadt in Aachen ist genauso beeindruckend wie der Garten von Landschaftsarchitekt Frank Fritschy. Kleine Hausgärten werden vorgestellt, eine Wohnküche unter freiem Himmel und ein Garten am südwestlichen Gardasee. Ganz großes Kino gibt es in Niedersachsen in einem Garten in Rethmar. So lässt sich der Reigen der wunderbaren Gartenbeispiele fortsetzen. Was für ein wunderbares Buch zum Anschauen und Anregen, aber auch für die Zusammenarbeit mit einem Gartenarchitekten.
Gisela Tanner