Liebe Gartenenthusiasten,

eigentlich wollte ich das Buch „Mein Refugium auf dem Land“ nur mal kurz durchblättern, aber nun sitze ich schon eine ganze Weile darüber und kann mich nicht davon losreißen. Zu unterschiedlich und spannend sind die Geschichten um die Menschen, die sich für ein Leben auf dem Land entschlossen haben. Sie haben auf verschiedenen Wegen zu ihren großen oder kleinen Refugien gefunden, haben diese oft aufwändig saniert und ihren ganz eigenen Stil entwickelt.
Autorin Doris Barbier-Neumeister kann das nachempfinden, hat sie doch während der Arbeit an diesem Buch selbst ein solches Haus erworben und saniert. Sie stellt uns Landhäuser in Frankreich, Italien, Österreich und Spanien vor, die unterschiedlicher nicht sein können. Wer selbst schon eine Immobilie saniert hat, der weiß, welche Hürden dabei zu überwinden sind. Doch die zahlreichen Fotos und Geschichten zeigen, mit viel Geduld und Ausdauer kann der Traum vom eigenen Landhaus verwirklicht werden.
Das Landhaus, das auf dem Titelbild abgebildet ist, liegt direkt am Jakobsweg und ist über 500 Jahre alt. Eine Grafikdesignerin hat es zusammen mit ihrem Mann und mit Hilfe von 11 Gewerken renoviert. Dabei wurden viele Originalelemente erhalten und Überflüssiges weggelassen. Hier werden Gäste bewirtet und auch den Pilgern wird eine Scheune zum Übernachten bereitgestellt. Genau wie die anderen Landhausbesitzer gibt die Hausherrin ihre Erfahrungen während der Umgestaltung weiter und hat sogar der Autorin hat die ideale Zusammensetzung ihrer Käseplatte verraten.
Die Inhaberin eines Onlineshops konnte sich über einen alten Hof in der Steiermark freuen, der einschließlich des Gartens aufwändig saniert wurde. Zur Geschichte und den Bildern des Hofes gibt’s noch ein Rezept für Löwenzahnsalat dazu.
In einer Region, die schon Monet wegen ihres speziellen Lichtes zu schätzen wusste, hat sich eine Künstlerin, die lange in Paris gelebt hat, niedergelassen. Sie hat ihr Refugium im romantischen Stil gestaltet und liebt es, ihre Räume mit Schätzen aus dem Garten zu dekorieren.
Ansehnlich ist auch das Anwesen einer Familie in der Normandie, die eine alte Mühle mit dazugehöriger Grünfläche zu ihrem Domizil umgebaut hat. Seit die junge Familie in der Natur lebt, haben die Kinder kaum noch das Bedürfnis, sich mit Videospielen zu beschäftigen. Die Familie scheut sich bei der Gestaltung ihre Hauses auch nicht vor Stilbrüchen und fühlt sich – umgeben von vielen Tieren – wie mitten im Urlaub und gibt u.a. ein paar Tipps zum Umgang mit Ziegen.
Mitten im Burgenland hat sich eine Anwaltsfamilie ein recht modernes „Hideaway“ geschaffen, dort wo früher einmal Schnaps gebrannt wurde.
Ganz bescheiden – fast am Schluss des Buches – stellt die Autorin ihr eigenes Refugium vor, ein 200 Jahre altes Steinhaus mit Garten, in dem sich auch Gemüse anbauen lässt. Innerhalb kürzester Zeit lernte sie Fachausdrücke, verhandelte mit Handwerkern und lässt uns an der Entwicklung ihres Hauses teilhaben.
Das sind nur einige der knapp 20 vorgestellten Landhäuser.
Wer sich das Buch nicht nur anschauen und darin lesen möchte, kann sich auch auf Tipps freuen, die in einem Interview am Ende des Buches von zwei Expertinnen gegeben werden.
Das beim Callwey Verlag erschienene Buch spiegelt die Sehnsucht der Menschen nach Ruhe und Erholung wider. Es lässt sich an langen Winterabenden wunderbar darin stöbern. Der Trend zum eigenen Stückchen Land ist ungebrochen.
Gisela Tanner