Liebe Gartenenthusiasten,
glücklicherweise ist unser Garten so gegliedert, dass er sich leicht in getrennte Bereiche teilen lässt. Deshalb möchte ich – obwohl unser kleines Refugium hauptsächlich von Rosen bestimmt wird – auch einen Bereich im japanischen Stil gestalten. Da kam mir das Buch von Susanne Wannags „Zen-Gärten Philosophie · Inspiration · Meditation“ gerade recht. Dass in den fernöstlichen Gärten alles einen tieferen Sinn hat, war mir bekannt, aber in diesem Gartenbuch wird es noch einmal vertieft. Ein sehr schöner Einstieg hierzu ist das Vorwort von Jethro Macharek, der gleichzeitig Herausgeber des Buches ist:
In Einklang mit der Natur
Zurück zur Natur sei das „Gegenmittel“ in der reizüberfluteten globalisierten Welt, Entspannung in einem auf das Wesentliche reduzierten Garten zu finden, das Plätschern einer Wasserquelle zu hören oder den Blick auf einen mit Kieselsteinen nachempfundenen Wasserlauf zu richten, das gebe Geborgenheit und Ruhe. Ein Japangarten zeichne sich dadurch aus, dass er dem Besucher/Besitzer Lebensenergie und Kraft für den Alltag spende.
Um dem Leser die japanische Gartenkunst näher zu bringen, hat Autorin Susanne Wannags die Schwerpunkte · Plätze um Kraft zu tanken · Vollkommenheit und Harmonie spüren · Stein und Fels – das Fundament · und · Leben mit und am Wasser · gesetzt. Dabei lässt sie auch die meditativen Gesichtspunkte der Gestaltung Japanischer oder Zen-Gärten nicht außer Acht. Zahlreiche Fotos von Evi Pelzer veranschaulichen das Anliegen der Autorin und sind gleichzeitig eine Inspiration zur Umsetzung im eigenen Garten.
Wechselspiel von Steinen, Fels, Wasser, Pflanzen und Accessioires
Bei meinen ersten Besuchen in japanischen Gärten hat mich besonders die Stille – trotz zahlreicher Besucher – die Ruhe und Harmonie, die diese Gärten ausstrahlen, beeindruckt. Ich fühlte mich wie in einer anderen Welt, in einer Auszeit vom Alltag. Das Buch gibt einen aufschlußreichen Einblick in die Philosophie und die Gartenkunst, die das bewirkt.
Zur Gestaltung eines Gartens im Japanstil, ganz gleich ob Tee- oder Zen-Garten, gehören die oben genannten Elemente gleichermaßen. An zahlreichen Beispielen zeigt die Autorin die unterschiedlichen Möglichkeiten und bindet die Sichtweise, die sich mit der fernöstlichen Gartenkunst verbindet, in ihre Betrachtungen mit ein. Kurze Zitate bekannter Philosophen unterstreichen und vertiefen den Inhalt. Diese Gärten sollten alle Sinne ansprechen und im Betrachter ein Gefühl der Ausgeglichenheit auslösen. Im ersten Kapitel gibt es einen kleinen historischen Exkurs. Wichtig erscheint mir auch der Hinweis, bei der Gestaltung solcher Gärten vor allem auf die eigene Intuition zu hören.
„Garten und Gebäude im Einklang“ ist genauso Thema des Buches wie „Die Kunst der Reduktion“, „Steine als lebendige Wesen“, „Kois im Garten“, „Leuchtende Farbenpracht im Herbst“ oder die Bedeutung liebevoll ausgesuchter Accesoires.
Das Glück in den einfachen Dingen
Besonders beeindruckt hat mich das Kapitel „Zu sich finden“. Als erstes verdeutlicht die Autorin, dass auch im Japangarten ausreichend Arbeit anfällt, gleichzeitig beschreibt sie den Tagesablauf in Zen-Klostern, der Meditation und Arbeit zugleich ist. Was sich hinter „Samu“ verbirgt erfährt der Leser genauso wie die Bedeutung von „Zen“ und „Niwaki“, der besonderen Schnittkunst. Wie wird aus der Gartenarbeit eine kontemplative Tätigkeit, darüber und zu vielen anderen Geheimnissen der fernöstlichen Gartenkunst gibt die Autorin ausführliche und fundierte Informationen in ihrem Buch.
Einblicke in unterschiedliche Gärten
Wer sich selbst einmal die Gärten, von denen im Buch Fotos gezeigt werden, ansehen möchte, kann die Adressen dem Anhang entnehmen. Außerdem sind dort wichtige Anschriften von Händlern und Gartengestaltern angegeben und Hinweise zu weiteren Gärten.
Besonders gefreut habe ich mich, dass der „Garten der Glücksseligkeit“ in Bad Langensalza in Thüringen ausführlich beschrieben wird, gehörte er doch zu meinen ersten „Japangarten-Erfahrungen“. Lust auf einen Gartenbesuch machen auch die Kapitel über den Benediktushof in Holzkirchen bei Würzburg, den Nepal-Himalaja-Garten in Wiesent bei Regensburg, über einen Wellnessgarten nach asiatischem Vorbild in Mühldorf und über das Zen-Kloster in Liebenau bei Hannover.
Mich hat das Buch sehr beeindruckt, ist es doch weit mehr als eine Anleitung zum Gestalten japanischer Gärten, es vermittelt ein ganzes Lebensgefühl. Die vielfältigen Fotos, die den detaillierten Inhalt ergänzen, fand ich sehr anregend und ich werde wohl so manche Idee auch in unserem Garten umsetzen.
Zum Pinnen:
Ich wünsche euch eine glückliche Zeit in eurem Garten
Herzlichst
Gisela Tanner